„Wie erreiche ich Dich?“ – Antworten beim 34. Hamborner Hospizgespräch

„Wie erreiche ich Dich?“, so lautete der Titel des 34. Hamborner Hospizgespräch der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V., und diese Frage bezog sich auf Menschen im Koma, mit Demenz oder die sich im Sterbeprozess befinden und scheinbar nicht ansprechbar sind.

Im mit mehr als 70 Gästen vollbesetzten Saal des Gemeindezentrums begrüßte die Hospizbewegung den Diplom-Psychologen Peter Ammann. Ammann, Co-Leiter des Instituts für Prozessarbeit in Deutschland, hat sich die Kommunikation und Begleitung von Menschen mit scheinbar ganz minimierten Bewusstseinszuständen zu einer Herzensangelegenheit und Aufgabe gemacht. Schnell machte er deutlich, dass diese Bewusstseinszustände Zeiträume tiefer innerer Prozesse sind und dass das Problem „Nichtansprechbarkeit“ nicht beim Betroffenen selbst liegt, sondern beim Begleitenden. Es ist die Sicht auf das Defizit, die hindert. Eine Neugierde auf den Prozess, in dem der Mensch sich befindet, wäre ein hilfreicher Weg. Aber die Stille, das Neben-dem-nicht-sprechenden-Menschen-zu-Sitzen, der scheinbar nicht reagiert, verunsichert manchen Begleitenden – sei es als Angehöriger, Freund, Ehrenamtlicher oder in verschiedenen beruflichen Professionen Tätiger – weil er auf sich selbst zurückgeworfen wird. Wichtig sei hier, sich selbst die Erlaubnis zu geben hinzusehen: Was geschieht mit mir als Begleiter, wenn ich bei diesem Menschen sitze? Und genau dieses könne man beispielsweise kommunizieren. Dadurch ergebe sich bereits eine Möglichkeit mit dem gegenüber liegenden Menschen zu kommunizieren. Methoden und Herangehensweisen der „Prozessorientierten Psychologie“ nach Arnold Mindell, oft auch kurz Prozessarbeit genannt, können laut Ammann helfen die Kluft zu überbrücken. Jeder Mensch gibt minimale Zeichen nonverbaler Kommunikation ab. Die gilt es wahrnehmend zu beobachten, und mit einem Feedback zu versehen und nun auf ein anschließendes Feedback des Betroffenen zu achten. In leiser Atmosphäre entsteht auf diese Weise ein dichter Raum zwischen dem zu Begleitenden und dem Begleiter, der es ermöglicht, tiefer in die Kommunikation einzudringen und mehr von diesem Menschen zu erfahren, als man es vorher für möglich gehalten hätte.

„Wie erreiche ich Dich?“ Auf diese Frage fanden die Gäste des Hamborner Hospizgesprächs in dem berührenden Vortrag von Peter Amman zahlreiche Antworten, und allen war am Ende klar, dass man nicht nicht kommunizieren kann, sondern bereits kommuniziert durch die Begegnung zweier Menschen selbst.