35. Hamborner Hospizgespräch mit Anne und Nikolaus Schneider

Endlich, nach zwei Jahren Pause, konnte nun wieder ein Hamborner Hospizgespräch stattfinden.

Sie sind in Duisburg bekannt: Nikolaus Schneider war in Duisburg-Rheinhausen und Moers als Gemeindepfarrer, Diakoniepfarrer und als Superintendent tätig und wurde später Präses der Rheinischen Kirche. Seine Frau Anne war lange Jahre Realschullehrerin für Evangelische Religionslehre und Mathematik. So war es fast ein Heimspiel, als sie jetzt die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. zum 35. Hamborner Hospizgespräch besuchten. „Tod und Trauer gehören zum Leben“, so lautete der Vortrag, welcher den ZuhörerInnen ein tiefes Bild intensiver Auseinandersetzung des Ehepaares mit ethischen Fragen und Glaubensfragen angesichts des Todes, auch des eigenen Abschieds von ihrer erst 22 jährigen Tochter Meike und der eigenen Erkrankung von Anne Schneider zeigte. Dabei lieferten beide eine durchaus kontroverse Diskussion und machten deutlich, dass nicht alle Menschen gleicher Meinung sein müssen, selbst bei gleicher Glaubensausrichtung. In dem dreiteiligen Vortrag zogen sie einen Spannungsbogen, in dem sie auch durch ihre eigene persönlichen Erzählungen und Fragen zu Beginn aufzeigten, dass Tod und Sterben zum Leben gehören. Ja, ein früher Tod erscheint unfair. Aber er sei aus ihrer Sicht nicht Prüfung oder Strafe für Betroffene und Angehörige. Abschied bleibe eine Erfahrung, die niemandem erspart bleibt – selbst „wenn diese Erfahrung rätselhaft und befremdlich wäre“. Wichtig und hilfreich sei hier neben Gottvertrauen vor allem auch empathisches Begleiten, wodurch die Hospizarbeit mit in das Bild genommen wurde. „Ich sterbe nicht, ich werde gestorben“ so zitierte Nikolaus Schneider Kurt Marti, denn wir hätten das Sterben nicht in den Händen. So kamen die beiden auch zum dritten Teil ihres Vortage „Wem gehört der Tod?“ und benannten die Selbsttötung und Beihilfe zu Suizid als große Herausforderung für Kirche und Menschen. Vertrat Nikolaus Schneider hier die Auffassung, dass „Gott das letzte Wort über Leben, Tod und Sterben behält“ und „dass es nicht sein kann, dass alles möglich sein muss“. Seine Sorge galt auch den Türen, die geöffnet werden, wenn alles möglich würde. Dahingehend formulierte Anne, dass „Gott einen schlechten Job macht, wenn sie sieht, wie Menschen mitunter sterben“, und dass „keiner helfen müssen sollte, aber jeder helfen dürfen sollte, ohne sündig zu sein.“ Schon bald darauf endete ihr Vortrag und schnell entbrannte mit den 50 Teilnehmenden das Hospiz-Gespräch, ein intensives Erzählen persönlicher Geschichten und starkes Diskutieren ethischer und religiöser Fragen. Es ist davon auszugehen, nach diesen intensiven zwei Stunden der tiefen Auseinandersetzung, dass die meisten BesucherInnen noch einen langen Nachhall mit nach Hause nahmen.